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Flotte Sprüche statt harter Fakten

Leserbrief zu den Leserbriefen der Mitglieder der 'Bürgerinitiative contra Kohlestrom':

Dass Quantität nicht zwingend mit Qualität gleichzusetzen ist, zeigten die Vielzahl der Leserbriefe von BI contra Kohlestrom-Unterstützern in der Ausgabe vom 14. April. Es mag zwar berechtigte Strategie einer Bürgerinitiative sein, durch dieses 'Leserbrief-Bombardement' eine Art optische Überlegenheit zu suggerieren. Dass die zugrunde liegende inhaltliche Unterfütterung mit Argumenten eher dünn ist, kann dadurch nicht verdeckt werden. Aber wozu braucht es Argumente, wenn man auch flotte Sprüche, schiefe Landesbankvergleiche sowie die Rettung des Weltklimas liefern kann. Daher soll hier wieder an die harten Fakten erinnert werden:

1. Die BI tut so, als vertrete sie die Mehrheitsmeinung der Bürger in Dachau. Das ist schlicht und ergreifend nicht der Fall. Denn die Dachauer Bürger nehmen dieses Recht als mündige Marktteilnehmer und Stromkunden bereits jetzt selbst wahr. Von 30000 Kunden der Stadtwerke beziehen derzeit 539 den teureren CO2-freien Ökostrom. 25641 Kunden entscheiden sich also aus freien Stücken für Strom, der auch aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird.

2. Die Bruttostromerzeugung in Deutschland setzte sich im Jahr 2009 unter anderem zu 42 Prozent aus Braun- und Steinkohle, zu 23 Prozent aus Kernenergie, zu 13 Prozent aus Erdgas und zu 15 Prozent aus regenerativen Energieträgern zusammen (7 Prozent sonstige Nicht-regenerative). Vor diesem Hintergrund sollten nun nach dem Willen der ehemaligen rot-grünen Bundesregierung bis 2021 sämtliche Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. Es müsste also binnen zehn Jahren der Anteil der regenerativen Energieträger allein zur Kompensation der Kernenergie auf mindestens 40 Prozent steigen. Übrigens ohne, dass damit ein Gramm Kohle weniger verfeuert würde. Gleichzeitig sollen aber auch alte Kohlekraftwerke stillgelegt werden und neue nach Auffassung etwa der BI nicht mehr gebaut werden dürfen. Und das obwohl diese modernen Kohlekraftwerke einen höheren Wirkungsgrad besitzen und damit aktiv CO2 einsparen helfen. Wie passt das bitte alles zusammen?

3. Stand heute können die Stadtwerke Dachau den Bedarf an Strom durch Eigenerzeugung bei weitem nicht selbst decken. Den größten Anteil haben hieran übrigens nicht einmal die drei heimischen Wasserkraftwerke, sondern hat die Beteiligung am Gas- und Dampfkraftwerk in Hamm-Uentrop. Wo also sollen bitte die 'Perspektiven lokaler Energieerzeugung' sein? Ich sehe keine geeigneten Standorte für die dann nötigen Riesen-Windräder, für Mega-Freiflächenanlagen von Sonnenkollektoren oder ähnliches. Und selbst wenn von heute auf morgen sämtliche Dachauer Landwirte nur noch Mais, Raps und Energiepflanzen anbauen würden, würde dies nur einen Bruchteil des Gesamtbedarfs auffangen können.

Die Stadtwerke tun somit gut daran, sich an verschiedensten Projekten zur Strom- und Energieerzeugung, von Offshore-Windparks bis zu modernen Kohlekraftwerken, zu beteiligen. Dieser sinnvolle Mix garantiert Wettbewerbsfähigkeit, marktgerechte Preise und somit Stabilität und Berechenbarkeit für ihre Kunden.

Tobias Stephan
CSU-Kreisrat, Dachau

 

 

 

Kommentare

  1. Herr Stephan wirft der Bürgerinitative Kontra-Kohlestrom in Dachau in seinem Leserbrief vor keine Fakten zu liefern und versucht seinerseits den Eindruck zu erwecken Fakten zu nennen. Leider hat er dabei kläglich versagt. Zu seinen Kritikpunkten im Einzelnen:
    1. Die BI hat nie behauptet die Mehrheit der Dachauer Bürger zu repräsentieren. Fakt ist allerdings, dass mehr als 2300 Dachauer Bürger eine gültige Unterschrift geleistet hat und wir damit einen Bürgerentscheid erzwingen konnten. Diese Bürger repräsentieren wir. Ob wir hier die Mehrheit der Bürger mit unseren Argumenten erreicht haben, wird der 4. Juli zeigen. Ob man eine Meinungsmehrheit mit der Anzahl von Kunden belegen kann wissen wir nicht. Allerdings ist sicher, dass die Kunden der Stadtwerke München sich ab 2015 nicht massenhaft andere Stromanbieter suchen werden, nur weil sie zu 100 % aus regenerativer Stromerzeugung beliefert werden.
    2. Den Strommix in der Bundesrepublik aus dem Jahr 2009 zu nennen ist faktisch richtig aber auch nicht wirklich schwer. Den Eindruck zu erwecken, dass die Fakten aus dem Jahr 2009 eine zukünftige Entwicklung bedingen, ist allerdings falsch. Hier können wir nur Zukunftsprognosen verschiedener Institute bemühen. Fakt ist allerdings, dass es das Ziel auch der neuen Schwarz-Gelben Bundesregierung ist, bis 2020 ca. 40 % Strom aus regenerativen Energien zu erzeugen. Allerdings ist es nicht zielführend die bundespolitische Diskussion mit der Kommunalpolitik zu vermischen. Wichtig wäre doch in die Energieerzeugung vor Ort zu investieren, um von solchen Unwägbarkeiten unabhängig zu werden. Womit wir bei Punkt 3 angelangt sind, in dem Herr Stephan leider Fakten mit Horrorszenarien und faktisch falschen Behauptungen vermischt.
    3. Richtig ist, das zum derzeitigen Stand die Stadtwerke seinen Strombedarf nicht vollständig selbst erzeugen kann. Wir sind uns alle einig, dass es Ziel der Stadtwerke sein muss in Zukunft eine solche Situation zu erreichen. Ob ein Strommix, wie er mit den derzeitigen Kohlestrombeteiligungen mit ca. 60 % Kohlestrom, ca. 30 % Erdgas, jeweils ca. 10 % Wasser und Wind und 1% aus lokalen Blockheizkraftwerken in Zukunft entstehen wird, sinnvoll ist, dass müssen am 4. Juli die Dachauer Bürger entscheiden. Der Hinweis auf Horrorszenarien wie Riesen-Windräder und Mega-Solarflächen ist kein Fakt und auch nicht sinnvoll, da es diese auch in Zukunft in Dachau nicht geben wird. Peinlich ist allerdings die Aussage von Herrn Stephan zum Potential der Ackerflächen des Landkreises Dachau. Die gesamte Ackerfläche des Landkreises könnte theoretisch eine Stadt mit ca. 400.000 Einwohnern mit Strom und Wärme versorgen. Das ist definitiv kein Bruchteil des Gesamtbedarfs der Stadt Dachau allein. Wir von der BI empfehlen hier eine Lektüre eines Hintergrundpapiers, dass unter der Schirmherrschaft des ehemaligen CDU Bundesumweltministers Töpfer entstanden ist. Nachzulesen unter http://www.kommunal-erneuerbar.de/uploads/media/Hintergrundinfo_Erneuerbare_Energien_in_der_Flaeche_jan2010_01.pdf.

    Ob die Stadtwerke Dachau mit einem Strommix aus fast 90 % fossilen Brennstoffen in Zukunft gut fahren werden ist eine gewagte Prognose, auf jeden Fall kein Fakt. Fakt ist allerdings, dass in diesem Jahr die Importkohlepreise um ca. 40 % steigen werden (Manager Magazin). Fakt ist auch das Kohle in Zukunft nicht billiger wird, vor allem in Hinblick auf den steigenden Bedarf in China und Indien. Ob die Stadtwerke Dachau damit auch in Zukunft noch wettbewerbsfähige Preise bieten können ist auch nur eine Prognose. Fakt ist allerdings, dass z.B. die Stadtwerke Augsburg in diesem Jahr keine Strompreiserhöhungen durchgeführt haben, und das obwohl sie in mittlerweile 30 % Erneuerbare Energien investiert haben.

    Mehr Fakten unter http://kontra-kohle-dachau.blogspot.com/.
    Michael Eisenmann
    BI-Kontra-Kohlestrom in Dachau

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  2. Zu den geschriebenen Worten des Hasselfeldt-Partei-Freundes (die wollte die Möglichkeit des jederzeitigen Wiedereinstieges in die Atomenergie mit einer sog. Revisionsklausel durch die "Hintertüre")und CSU-Kreisrates Tobias Stephan merke ich als Dachauer und Münchner Bürger an, dass seine obigen Zeilen vom 15. April 2010 - also noch nicht einmal 2 Jahre "alt", sowohl von seinen eigenen Parteioberen UND seiner CSU-Pöstchenhäuferin Gerda Hasselfeldt ad abdurdum geführt worden sind.

    Die CDU/CSU selbst, vertreten durch eine ostdeutsche Pfarrerstochter, selbst in damals schon in der als "schlimmer Linientreu als die SED" bekannten Blockflöten-Partei "CDU-Ost" (die immer zu 99% der SED beigetragen haben) Mitglied und DDR-Priviligierte mit einem Phyikerstudium, ist mit ihrer "Busen-Partei-Freundin" Gerda Hasselfeldt aus Niederbayern, leider für den Wahlkreis 216 FFB + DAH aufgestellt, "umgeschwenkt".

    Die "Wendehälse" in "Staatstreue" und in "Energiepolitik" sowie anderen "Geisteshaltungen".

    Da sind mir Experimente des Herrn Michael Eisenmann schon wesentlich lieber - als Experimente mit der Dachauer CSU und Leuten wie Gerda Hasselfeldt und Tobias Stephan!

    Nach den Wahlskandalen in Dachau ist sowieso noch immer zweifelhaft ob die dortigen "Herrschenden" zu Recht und vor allem MIT RECHT auf ihren die Einkommen und Pfründe sichernden Pöstchen sitzen!

    Gott im Himmel wird hoffentlich RICHTEN! Die SCHLECHTEN und die Gerechten - insbesondere aber die "Selbstgerechten" und "Selbstbediener"!

    Frohe Weihnachten den Dachauer Bürgern und den Atomaussteigern!

    Jede Würstlbude braucht nämlich einen gültigen "Entsorgungsnachweis" - z. B. für "Alt-Speiseöl".

    Nur die von der CDU/CSU langfristig die nachkommenden Generationen schädigende Atom- und Kohlestrom-Industrie hat das (leider und mit welchem Recht?) NICHT nachhaltig gebraucht! Da reichte immer ein "Zwischenlager (Notlösung).

    Mario C. Sachs

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